Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) by Massey Misty

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) by Massey Misty

Autor:Massey, Misty [Massey, Misty]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2010-10-24T22:00:00+00:00


Kapitel 17

Das Boot kam nah ans Schiff heran, Gleich hörte man den Laut.

Samuel Taylor Coleridge

»KIN? KAPITÄN?«

Ungezielt schwang Falkin die Faust in ungefähr die Richtung, in der die lästige Fliege schwirrte, die ihren Namen brummte, und traf auf etwas verdächtig Fleischiges. Wie sollte das Ungeziefer auch ihren Namen kennen? Neugierig öffnete sie ein Auge.

Gar kein Insekt, sondern eine riesige Ratte stand neben ihrer Hängematte, trug Hemd und Hose und rieb sich die Wange. Falkin schüttelte den Kopf. Nein, das war keine Ratte, sondern der kleine, spitzgesichtige Bardo. Seine bleiche Hand war gegen seine Wange gepresst, aber Falkin konnte sehen, dass sie einen roten Abdruck auf seiner Haut verbarg. »Du hättest mich doch nicht schlagen müssen! Hudee hat mir gesagt, du wolltest vor Sonnenaufgang geweckt werden. Schlag doch lieber ihn!«

Falkin blinzelte, setzte sich auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und ließ die Erinnerung an ihre Mission zu sich zurückkehren. Sie war an Bord der Thanos, wo sie einen gemeinen, diebischen Lügner jagten, der ihnen die Schaluppe gestohlen, ihren Kapitän zu Unrecht beschuldigt und ihrer aller Leben in große Gefahr gebracht hatte. »Tut mir leid, Bardo.«

Mit einem eindeutig kindischen Schmollen wandte er sich ab und schritt auf die Kajütentür zu. »Übrigens«, bemerkte er mit einer Handbewegung, »da sind Kleider für dich.«

Ein ordentlich gefalteter Stoffstapel lag auf dem Tisch. Bevor sie ihm danken konnte, war Bardo schon verschwunden. Falkin schwang die nackten Füße über die Seite der Hängematte und ließ sich auf den Boden gleiten. Sie faltete die Kleider auseinander und war erfreut, eine recht kleine braune Hose und eine Leinentunika in dunklerem Braun zu sehen.

Sie trat hinter den hölzernen Wandschirm, streifte das Seidenhemd ab, in dem sie geschlafen hatte, und zog sich das saubere Leinen über den Kopf. Die Tunika war ein wenig zu lang für sie; der Saum reichte bis auf die halbe Höhe ihrer Schenkel. Sie hakte den Verschluss auf, ließ die Hose, die sie übergangsweise getragen hatte, zu Boden fallen und zog die neue Hose an. Sie hätten sich besser angefühlt, wenn sie vorher hätte baden können, aber sauber war trotz allem sauber.

Sie griff nach ihrem Wehrgehänge. Ihre rechte Schulter ziepte. Nicht mehr gar so schlimm wie vorher. Den Göttern sei Dank für kleine Gunsterweise – sie hatte während des Kampfes gestern Morgen Angst gehabt, und ihre törichte Entscheidung, ihre rechte Hand zu benutzen, hätte sie noch mehr schädigen können. Aber die Verletzung war nicht mehr schmerzhafter als eine Prellung. Ihre Arbeit konnte sie damit mühelos verrichten.

Ihr Schläfchen – sie mochte dies nicht einen guten Nachtschlaf nennen, da es kaum mehr als zwei Stunden gedauert haben konnte – schien ihr sehr gutgetan zu haben. Ihre Haut kribbelte, und ihr Magen knurrte vor – war das Hunger? Das Letzte, was sie gegessen hatte, war das Frühstück mit Binns vor zwei Tagen gewesen. Was hätte sie jetzt nicht um eine Handvoll dieser grünen Beryllfrüchte gegeben! Sie wusste immer noch nicht genau, wie es um die Vorräte auf der Thanos bestellt war, aber wenn der Proviant von vergleichbarer Qualität war wie das Quartier des Kapitäns, so würden sie sich alle bald ein schönes Mahl teilen können.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.